Naturfoto-WS in Wien (23.5.-25.5.2014)

Bereits zum vierten mal veranstalteten wir heuer mit Herbert Köppel einen Naturfotografie Workshop. Nach dem „Hardcore" Kurs auf die Hohen Tauern im letzten Jahr, in dem wir an unsere körperlichen Grenzen stießen, stand diesmal ein etwas ruhigerer Workshop am Programm - Naturfotografie in Wien. Wie immer waren auch diesmal die Plätze rasch vergeben. Das interessante Thema und die Hoffnung auf einen etwas weniger anstrengendes Programm konnte auch unsere weiblichen Knipser überzeugen. Kurz vor Start gab es leider noch zwei krankheits- und berufsbedingte Absagen. Mit einer reduzierten Gruppe sind wir am Freitag in die Hauptstadt aufgebrochen. Herbert hat uns in der Unterkunft schon erwartet. Nach dem Beziehen der Zimmer haben wir das anstrengende aber interessante Programm gemeinsam durchgesprochen. Ganze 6 unterschiedliche Lokations standen für die nächsten 2 1/2 Tage auf dem Plan - der Wienfluß, Sonnenaufgang vom Leopoldsberg, der Zentralfriedhof, die Wiener Praterauen, der Prater und die Zeigelteiche an der Stadteinfahrt.

 

Noch nicht einmal richtig angekommen, ging es auch schon wieder los Richtung Wienfluß. Im Bereich Hütteldorf sind wir mit Sack und Pack ins „Flussbett“ abgestiegen und flussaufwärts gewandert. Der erste Bereich wurde Anfang des letzten Jahrhunderts reguliert und wäre daher nicht so spannend gewesen, wäre da nicht ein Bereich, welcher mit alten Grabsteinen gepflastert wurde. Mit diesem Motiv im Vordergrund entstanden einige coole Fotos. Je weiter wir spazierten, umso natürlicher wurde die Flusslandschaft. Herbert stand uns wie immer mit Rat und Tat zur Seite, half uns bei der Motivfindung und bei der technischen Umsetzung. Gegen 21 Uhr sind wir zum wohlverdienten Abendessen in eine alte Pizzeria aufgebrochen und kurz vor Mitternacht sind wir wieder in der Unterkunft angekommen. Einige ganz Motivierte sind noch ins nahegelegene Pub gegangen, um den Tag mit ein paar Cocktails zu beenden.

 

Der zweite Tag startete sehr früh. Nach gerade mal 2-3 Stunden Schlaf brauchte selbst der laute Wecker mehrere Versuche, um uns wach zu kriegen. Trotzdem schafften wir es, pünktlich Richtung Leopoldsberg aufzubrechen. Kurz vor dem geplanten Sonnenaufgang hatten wir den Aussichtspunkt erreicht und den herrlichen Blick über Wien, auch ohne Sonne, genossen. Leichter Nebel, interessante Wolkenformationen und der ein oder andere Sonnenstrahl entschädigten für das frühe Aufstehen. Aus allen möglichen Blickwinkel und mit unterschiedlichsten Brennweiten haben wir unsere Hauptstadt fotografiert. Herbert hat uns wieder mal gezeigt, dass es für stimmungsvolle Aufnahmen nicht zwangsläufig strahlend blauen Himmel geben muss. Ganz im Gegenteil!

Nach dem ausgiebigen Frühstück sind wir in den Zentralfriedhof gefahren. Dieser wurde im Jahre 1874 eröffnet und zählt mit 330.000 Gräber auf einer Fläche von 2,5km2 zu den Größten Anlagen in Europa. Bekannt ist der Friedhof durch die vielen Ehrengräber, für Fotografen ist er aber aufgrund der weitläufigen, teils verwilderten Bereiche immer einen Besuch wert. Herbert hat uns nicht nur bei der Motivsuche unterstützt, sonder auch bei der Umsetzung der eigenen Bildideen. Nach fast 4 Stunden haben wir den Friedhof mit einigen tollen Bildern verlassen.

Nach dem Mittagessen in einem schrägen Lokal direkt am Zentralfriedhof sind wir zum Prater aufgebrochen. Herbert erzählte immer wieder lustige Geschichten aus seiner Kindheit oder verblüffte uns mit seinem Hintergrundwissen zur Stadtgeschichte. Nach einer kurzen Pause vor dem Lusthaus in der Freudenau sind wir zum Mauthnerwasser in den Praterauen spaziert. Das von Westen hereinziehende Gewitter machte nur uns Sorgen, Herbert freute sich über stimmungsvolle Fotos. Mit Watthosen und Gummistiefeln „bewaffnet“ haben wir den letzten ursprünglichen Teil der Auen erkundet. Vom Ufer bzw. auch vom Wasser aus haben wir die Au mit den umgestürzten Bäumen, Schilf und Spiegelungen abgelichtet. Nach knapp einer Stunde haben uns die Ausläufer des Gewitters erwischt. Wie für echte Naturfotografen üblich, sind wir nicht ins Trockene geflüchtet, sondern haben das Wetter vor Ort abgewartet. Kurz nach dem Regen riss die Wolkendecke auf und Sonne kam durch. Genau diese Momente muss man als Fotograf erwischen, meinte Herbert. So entstanden wirklich stimmungsvolle Aufnahmen.

Den vierten und letzten Teil des zweiten Tages verbrachten wir im Würstelprater. Nach einem Rundgang zur Motivsuche entschieden wir uns für das Riesenrad in der blauen Stunde. Gegen 20 Uhr starteten wir mit den Aufnahmen. Mit Hilfsmitteln wie Neutralgraufilter versuchten wir möglichst lange Verschlusszeiten zu erzielen, um schöne „Lichtspuren“ vom Wahrzeichen des Praters zu erhalten. Nach gut zwei Stunden war jedem der lange Tag schon anzukennen und so entschieden wir uns zurück in die Unterkunft zu fahren. Ein paar Hartgesottene gingen noch auf ein Bier in ein nahegelegenes Lokal um sich die Schlussminuten des Championsleague Finale anzusehen. Nach dem Spiel gingen zwei noch Hartgesottenere weiter, um das Wochenende mit einigen Cocktails ausklingen zu lassen…

 

Der letzte Tag startete wieder um 4 Uhr. Einigen war die kurze Nacht zwar noch anzusehen, trotzdem waren alle pünktlich. Am Programm stand der Sonnenaufgang bei den Ziegelteichen am Südrand von Wien. Jeder Teilnehmer suchte sich eine gute Position, entweder am Ufer oder im Wasser, um den stimmungsvollen Morgenhimmel zu fotografieren. Gegen 6 Uhr mussten wir uns entscheiden, ob wir noch eine Runde um den See gehen, oder gleich in eine bekannte Fastfoodkette frühstücken und anschließend die Fotos gemeinsam betrachten und bearbeiten gehen. Die Entscheidung viel einstimmig aus - 5 Minuten später haben wir bereits den ersten Frühstücksburger verdrückt…

Der letzte Teil des Workshopwochenende war wieder die Fotodurchsprache und gemeinsame Bearbeitung. Herbert „schockierte“ uns gleich wieder mit seiner kompromisslosen Fotoauswahl. Er würde von jeder Lokation nur 1-2 Fotos behalten. Und für was haben wir 1-2 Hundert gemacht? Er hat natürlich recht, das dritt-, viert- oder fünftschönste Foto wird man sich nie mehr ansehen. Und das hundertste sowieso nicht… Die ausgewählten Fotos hat Herbert im Schnelldurchlauf bearbeitet und uns wieder einige „Geheimnisse“ im Lightroom gezeigt. Die Ergebnisse waren wieder verblüffend. Neben der Ausarbeitung in Schwarz/weiß hat uns vor allem der unorthodoxe Zuschnitt gefallen. Nicht 10x15 oder 4x3 sonder so wie der Zuschnitt für diese Motiv passt. Da gegen 9:30 weder die spannende Bildkritik von Herbert noch die koffeinhaltigen Heißgetränke uns wach halten konnten, haben wir den Workshop beendet.

 

Dieser Workshop war zwar körperlich nicht so anstrengend wie in den letzten Jahren, aber aufgrund des Schlafentzuges (zwischen 5-7 Stunden Schlaf in 2 1/2 Tagen) war er trotzdem nicht weniger fordernd. Wir möchten uns bei Herbert nochmals bedanken, denn wir haben neben einige schöne Plätze in Wien auch fotografisch viel dazugelernt. Und wir freuen uns schon auf den Workshop im nächsten Jahr!

Foto von Ralf Wild
Foto von Ralf Wild
Foto von Markus Jöbstl
Foto von Markus Jöbstl
Foto von Markus Jöbstl
Foto von Markus Jöbstl
Foto von Markus Jöbstl
Foto von Markus Jöbstl

Teilnehmer:

- Ralf Wild

- Reinhard Brandner

- Markus Jöbstl

- Manuela Weber

- Bettina Richl

- Joachim Gründler

- Gerald Jagersbacher