Städtereise Zagreb (3.10.-5.10.2025)

Auch 2025 stand unsere traditionelle Städtereise wieder auf dem Programm. Heuer führte uns diese nach Zagreb, da inzwischen alle Städte, die man von Graz aus bequem mit dem Auto erreichen kann, bereits abgehakt waren.

Peter übernahm die Recherche und Planung des Fotoprogramms, und so starteten wir gut vorbereitet in das Wochenende. Die Anreise mit einem Auto zu fünft dauerte nur etwas über zwei Stunden, und unser Hotel konnten wir direkt nach der Ankunft beziehen – ein seltener Luxus auf Klubreisen.

 

Mit der Straßenbahn ging es gleich weiter zum Ban-Jelačić-Platz, dem lebhaften Zentrum Zagrebs. Der Platz ist nach dem kroatischen Nationalhelden Josip Jelačić benannt, dessen Reiterstatue – einst entfernt, später wieder aufgestellt – heute wieder stolz über die Stadt wacht. Dort begann unser erster Fototag mit dem Schwerpunkt Unterstadt (Donji Grad).

 

Vom Hauptplatz aus führte uns die Route über die Kathedrale von Zagreb, deren neugotische Türme das Stadtbild prägen. Die Kathedrale geht auf das 13. Jahrhundert zurück, wurde aber mehrfach durch Erdbeben beschädigt – zuletzt 2020 – und ist deshalb derzeit eingerüstet und gesperrt. Weiter ging es zum Dolac-Markt, wo seit fast hundert Jahren täglich Obst, Gemüse und Blumen verkauft werden. Zwischen Marktfrauen, bunten Schirmen und charmantem Chaos boten sich zahlreiche Motive. Fast übersehen, aber nicht „überrochen“ haben wir die kleine Fischhalle nebenan. Auch diese bot uns zahlreiche Motive.

 

Aber schnell fiel uns auf: Fast jede Sehenswürdigkeit war eingerüstet, abgesperrt oder wurde gerade renoviert. Offenbar sind noch viele alte Gebäude seit dem Erdbeben nicht renoviert bzw. gönnt sich Zagreb gerade eine Frischzellenkur – der bekannte „Ostblock-Charme“ schimmert aber noch durch, und ehrlich gesagt: ganz ohne Patina wäre es ja auch nur halb so spannend.

 

Da für den Sonntag Regen angekündigt war, planten wir um und fuhren zum großen Friedhof Mirogoj Cemetery. Er wurde im 19. Jahrhundert nach Plänen von Hermann Bollé, einem Wiener Architekten, angelegt und gilt als einer der schönsten Friedhöfe Europas. Eine beeindruckende Anlage – wenn man sie denn sehen und betreten könnte. Auch hier war das Hauptgebäude eingerüstet und gesperrt, und zusätzlich wurden wir freundlich darauf hingewiesen, nur die Natur im Friedhof zu fotografieren. Woran wir uns selbstverständlich hielten 😉. Einige tolle Motive fanden wir aber trotzdem.

 

Nach einer kurzen Pause ging es zurück in die Stadt und weiter in Richtung Kunstpavillon Zagreb, der ältesten Galerie Südosteuropas. Der Pavillon wurde 1898 zur Weltausstellung in Budapest errichtet und anschließend nach Zagreb gebracht – ein Stück Architekturgeschichte zum Auseinander- und Wiederaufbauen.

 

Zum Abschluss des Tages ließen wir uns das Abendessen in einem Fischlokal schmecken und machten noch einen Abstecher zum Kroatischen Nationaltheater mit dem Brunnen des Lebens, einer Skulptur von Ivan Meštrović, dem bekanntesten kroatischen Bildhauer. Ein schöner Schlusspunkt für einen intensiven Tag.

 

Danach hieß es nur noch: Zurück ins Hotel – Speicherkarte voll, Akku leer.

Say Cheeese
Say Cheeese

Der zweite Tag startete nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem Besuch der Oberstadt (Gornji Grad) – dem ältesten Teil Zagrebs, wo die Stadt im Mittelalter entstanden ist. Unser erster Stopp war der Tunnel Grič, ein unterirdischer Gang aus dem Zweiten Weltkrieg, der einst als Luftschutzbunker diente und heute als Fußweg und Kulturausstellungsort genutzt wird.

 

Von dort spazierten wir weiter zum Stadtmuseum, das in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist. Auch wenn wir nicht hineingingen, genossen wir den Ausblick auf die Stadt – und stellten fest, dass Zagreb von oben betrachtet fast noch mehr Baustellen hat als von unten.

Weiter ging es zum Steinernen Tor (Kamenita Vrata), dem letzten erhaltenen Stadttor Zagrebs. In seiner kleinen Nische befindet sich ein Marienbild, das ein Brand im 18. Jahrhundert unversehrt überstanden hat und seither als wundertätig gilt. Eine gute Gelegenheit für eine kurze Kaffeepause – schließlich soll müssen sich die Kamerasensoren auch mal abkühlen…

 

Über die Zakmardi Steps erreichten wir den Lotrščak-Turm, ein Wahrzeichen der Stadt. Von hier wird seit dem 19. Jahrhundert täglich um 12 Uhr ein Kanonenschuss abgefeuert – eine Tradition, die wir erst nachher kennenlernten. Die Standseilbahn, die normalerweise direkt hier endet, wurde – wie könnte es anders sein – ebenfalls renoviert.

 

Ein weiteres Highlight war die St.-Markus-Kirche mit ihrem markanten Dach aus bunten Ziegeln, das die Wappen von Kroatien und Zagreb zeigt. Leider blieb es beim Anblick durch das Gitter, denn auch diese war gesperrt. Inzwischen könnte man sagen: Das Gerüst ist das eigentliche Wahrzeichen Zagrebs.

 

Über den romantischen Strossmayer-Promenadenweg sollte es es hinunter in die Tkalčićeva Straße gehen, aber auch dieser war teilweise gesperrt. Die Tkalčićeva Straße bildet mit ihren Lokalen und Cafés das Herz der Zagreber Altstadt. Dort stärkten wir uns beim Mittagessen, bevor wir weiter durch den Ribnjak-Park spazierten – einer grünen Oase direkt neben der Kathedrale. Bei der Statue des Schriftstellers August Šenoa, der als Begründer der modernen kroatischen Literatur gilt, legten wir eine weitere Pause ein – diesmal mit Kaffee und Kuchen, ganz im Sinne kultureller Erholung. Schließlich will man die Sehenswürdigkeiten genießen und nichts überstürzen.

 

Am Nachmittag machten wir uns auf zum Hauptbahnhof und von dort mit der Straßenbahn weiter zum Busbahnhof – ein kleiner Umweg, der aber Teil des Abenteuers war. Unser Ziel war das Museum für zeitgenössische Kunst, eines der modernsten Gebäude Zagrebs. In der blauen Stunde wollten wir dort noch ein paar stimmungsvolle Aufnahmen machen – doch auch hier spielte uns die Stadt einen kleinen Streich: Das Gebäude war nicht beleuchtet. Zagreb, die Stadt der ungenutzten Fotopotenziale.

 

Schließlich ging es zurück ins Hotel, wo wir den Abend gemütlich an der Bar ausklingen ließen – ein würdiger Abschluss eines intensiven und unterhaltsamen Tages.

Am dritten Tag trat dann das ein, was der Wetterbericht seit Tagen angekündigt hatte: Regen. Viel Regen. Nach dem Frühstück beschlossen wir, uns auf den Heimweg zu machen und unterwegs irgendwo Halt zu machen, wo es trocken und schön wäre – ein Plan, der leider am Wetter scheiterte. Der Regen begleitete uns bis nach Hause, aber immerhin waren wir früher als geplant zurück und konnten in aller Ruhe die Fotos sichten.

 

So endete unsere Städtereise nach Zagreb – eine Stadt zwischen Aufbruch und Gerüst, zwischen Geschichte und Gegenwart. Trotz (oder gerade wegen) der vielen Absperrungen und Baustellen blieb sie uns als charaktervolle und eigenwillige Hauptstadt in Erinnerung. Und vielleicht gilt für Zagreb das Gleiche wie für die Fotografie: Manchmal macht das Unperfekte das Bild erst interessant.


Fotos von Bernie


Fotos von Gerhild


Fotos von Knuti


Fotos von Peter D.