Am Sonntag trafen sich sieben motivierte Mitglieder im Schlosspark Eggenberg, um gemeinsam zu erarbeiten, was ein spannendes Foto ausmacht – und wann es besser ist, nicht abzudrücken.
Ursprünglich war geplant, einen externen Trainer für einen Workshop zur Bildgestaltung zu engagieren. Doch weder die Terminfindung noch die konkreten Bedürfnisse des Klubs ließen sich mit den Angeboten von außen gut vereinbaren. Also wurde die Initiative intern ergriffen – und Peter D. erklärte sich bereit, den Workshop durchzuführen.
Er teilte mit uns nicht nur seine Kamera, sondern vor allem seine Herangehensweise: Ankommen, bewusst wahrnehmen – Licht, Geräusche, Gerüche – und erst dann gezielt nach Motiven Ausschau halten. Die Kamera bleibt dabei in der Tasche.
Mehr als eine Stunde lang erkundeten wir gemeinsam die Umgebung, sprachen über Lichtstimmungen, Perspektiven und darüber, wann ein Bild beim Betrachter wirklich wirkt.
Was macht ein Bild spannend? Peter erklärte anschaulich, wie ein gutes Bild nicht nur von Technik lebt, sondern vor allem von Komposition, Licht und Emotion. Spannung entsteht durch bewusst gewählte Bildausschnitte, führende Linien, Kontraste und durch das Spiel mit Erwartung und Überraschung. Auch der Mut zur Leere kann Teil einer starken Bildsprache sein. Obwohl der Workshop eine ganze Weile ganz ohne Fotos auskam, war genau das der Kern der Übung: sich Zeit nehmen, hinschauen, gestalten.
Damit wir nicht ohne Fotos den Workshop verliesen, starteten wir nach über 1 Stunde mit dem Fotografieren. Als erstes Motiv wählten wir die Fassade im Innenhof des Schlosses. Damit die ganze Gruppe aktiv bei der Bildgestaltung mitarbeiten konnte, verband Peter seine Kamera mit einem iPad um das Sucherbild groß zu sehen.
Anhand dreier Varianten derselben Szene demonstrierten er den Einfluss von Perspektive und Ausrichtung auf die Bildwirkung:
– Die erste Aufnahme zeigt die Fassade von Augenhöhe aus, mit nach oben geneigter Kamera – die stürzenden Linien wurden hier bewusst nicht korrigiert, um deren Wirkung zu verdeutlichen.
– Die zweite Variante ist exakt waagrecht ausgerichtet, der Boden wurde weggeschnitten – eine kleine Lichtkorrektur sorgt für mehr Zeichnung.
– Die dritte Perspektive entstand bodennah, ebenfalls mit waagrechter Ausrichtung – sie zeigt, wie sehr allein der Blickwinkel die Bildaussage verändert.
Als zweites Motiv wählten wir einen knorrigen Baum aus. Ein starkes Beispiel für die bewusste Reduktion: Statt das gesamte Objekt bei ungünstigem Licht zu fotografieren, wurde ein spannendes Detail des Baums gesucht – und ein Wildschweinschädel gefunden. Das direkte Sonnenlicht wurde mit einem Seidentuch abgemildert, was dem Bild eine ruhige und diffuse Lichtstimmung verleiht.
Als drittes Motiv war eine Außenfassade mit Weg geplant. Wir entschieden wir uns bewusst gegen ein Foto – das Licht war zu hart, der Moment stimmte einfach nicht. Eine wichtige Übung im Loslassen.
Als viertes Motiv wählten wir einen Ausschnitt des Pavillons – und daraus wurde das berühmte "Nicht-Bild". Dieses Motiv wurde zwar technisch aufgenommen, blieb aber genau das Beispiel dafür, wann man nicht mehr fotografieren sollte. Müde, hungrig und gedanklich schon beim Kaffee, zeigte das Bild zwar den Dynamikumfang der Kamera, aber sonst leider wenig Substanz. Auch das war lehrreich – denn gute Bilder entstehen nicht nebenbei.
Nach drei intensiven Stunden ließen wir den Vormittag bei einem gemeinsamen Kaffee ausklingen – bereichert um viele neue Perspektiven und ein geschärftes fotografisches Auge.
Ein besonderer Dank geht an Peter, der seine Erfahrung und sein Wissen mit uns geteilt hat – ein Workshop, der lange nachwirkt